Kohlfahrt nach Bremer Art

Wenn Gert Haushalter eine Veranstaltung organisiert, muss man immer damit rechnen, dass es „bremisch“ zugeht. Und da ist man als Hamburger natürlich tief empört. Wirklich? Ist da nicht eine sorgfältig versteckte Zuneigung zu unserer kleineren Hanseschwester, deren Eigentümlichkeiten ihre Bewohner zu ebensolchen Unikaten machen, wie uns Hamburger?

Eine dieser Eigentümlichkeiten ist zweifellos die Bremer Kohlfahrt, genau „Kohl- und Pinkelfahrt“. Schon auf der Anreise nach Zarrentin in einem funkelnagelneuen „Bösche“-Bus erzählte Gert Haushalter sehr bildhaft von den traditionellen Abläufen um eine jährliche Grünkohltour, die von fast jedem Bremer Verein, vielen Firmen und Freundeskreisen unternommen wird. Da wurde die Herkunft von „Pinkel“(Wurst), dem geschmückten Bollerwagen für Getränke, der Dachlatte mit den daran hängenden Gläsern für Doppelkorn und die Strophen für den Umtrunksgesang erklärt. Schon auf der Anfahrt kam Stimmung auf. Und Staunen! Ich habe z.B. nicht gewusst, dass das Hamburger Gastronomie-Unternehmen Eugen Block in Zarrentin seine Gewürzmischungen herstellt und am See ein kleines, aber feines Hotel und Restaurant, das „Fischhaus“ unterhält.

Einen ausreichenden Appetit hatte man sich schon bei einem kleinen Spaziergang entlang des Sees erlaufen. Und in Anlehnung an die Bremer Tradition gab es mindestens alle 200 Meter eine Gehpause, in der eine Verkostung stattfand. Gereicht wurde alles Kalte, das wärmt – vom fruchtigen Likör bis zum klassischen Kümmel. Und nun kamen auch noch die im Bus erlernten Gesangstrophen zur Aufführung. 

 

Berndt Wagner

 

Dann war unser Grünkohl angerichtet – im angenehmen Ambiente des „Fischhauses“ und der dazu erwarteten „Block“-Qualität. Und geschmeckt hat es! Zum guten Schluss gab es dann den obligatorischen Klaren zur besseren Verdauung (wie man auch heute noch irrtümlich glaubt). Mittlerweile war es 14:00 Uhr und somit Zeit, zu der der Bürgerverein eine kleine Besichtigungstour arrangiert hatte. Vor der im Inneren kalten Kirche aus dem 16. Jahrhundert wartete Herr Lack - einer von drei Zarrentiner Stadtführern - der uns anhand von Fresken, Feld- und Mauersteinen, sowie Holzreliefs an der Kanzelverkleidung die Einmaligkeit dieser Kirche erklärte. Anschließend war das ehemalige Zisterzienser-Kloster an der Reihe, das heute Zarrentin als Veranstaltungsort und Bücherei dient, und das mit viel Aufwand in den heutigen, und nun wieder historischen Zustand restauriert wurde. Für mich war  auch eine Freude, dass Herr Lack als alter Zarrentiner, 

der die längste Zeit seines Lebens in dem besonderen Grenzstreifen der ehemaligen DDR verbracht hat, die natürlichen Erleichterungen der sog. Wende immer wieder hervorhob.

Nun ging es wieder zurück ins „Fischhaus“, denn es wartete noch eine Kaffeetafel auf uns. Außerdem musste das Kohlkönigspaar gekürt werden. Dabei ging es um diejenigen Teilnehmer, die sich für diese Fahrt besonders attraktiv mit Grünkohl ausgestattet hatten. Abgestimmt wurde nach Applausstärke, und somit fiel die Wahl auf das Ehepaar Kägbein aus dem Blomeweg. Da war die Freude groß, als sich der Bürgerverein so außerordentlich großzügig zeigte und dem Königspaar ein Teesieb für zwölf Personen überreichte. Mehr geht nicht! Und das war`s dann auch. Bester Stimmung, vor allem im hinteren Bussegment, ging es auf die ca. einstündige Heimfahrt nach Oldenfelde. Ein schöner Tag! Wie immer, wenn Anna und Gert Haushalter eine Reise für unseren Bürgerverein organisieren.